REPLAY DES WEBINARS

📅 Montag 6. Oktober 2025 🕒 12:30 bis 13:30 📍 Online

Referentin : Karin Rack

Karin Rack ist seit 2017 Managerin BVG bei der HOTELA, wo sie mit ihrem 30-köpfigen Team sämtliche Anfragen rund um die berufliche Vorsorge bearbeitet – von Leistungsfällen bis zu individuellen Berechnungen.

Die diplomierte Fachspezialistin für Personalvorsorge bringt über 16 Jahre Erfahrung aus ihrer früheren Tätigkeit bei der Mobiliar mit. Sie kennt die Herausforderungen und Chancen der 2. Säule aus der Praxis – und weiss, worauf es für Arbeitgebende wie Arbeitnehmende wirklich ankommt.

Ulrike Liebert ist Gründerin und Geschäftsführerin von Generation 65 Plus

Moderator : Stephan Lendi

Stephan Lendi ist Moderator, Kommunikationscoach und Medienprofi.

Mit Feingefühl, Struktur und Klarheit führt er durch Gespräche und bringt komplexe Themen auf den Punkt.

Fragen & Antworten

    1. Warum ist die 2. Säule weit mehr als nur eine gesetzliche Pflicht?

    Die berufliche Vorsorge ist eines der wichtigsten sozialen Sicherungssysteme der Schweiz – und sie prägt unser Verständnis von Verantwortung am Arbeitsplatz. Es geht nicht nur darum, für das Alter vorzusorgen, sondern auch um Schutz bei Invalidität oder Tod.
    Für Arbeitgebende ist die 2. Säule eine Möglichkeit, Haltung zu zeigen: Wer gute Vorsorgelösungen anbietet, signalisiert Wertschätzung und Weitblick. Das ist ein starkes Zeichen für Vertrauen – und für soziale Nachhaltigkeit im Unternehmen.

    2. Welche Vorteile bringt die 2. Säule konkret für Arbeitgeber:innen?

    Ein attraktiver Vorsorgeplan kann ein entscheidender Hebel im Wettbewerb um Talente sein. Gerade Teilzeitkräfte oder Frauen profitieren von durchdachten Lösungen – etwa durch tiefere Eintrittsschwellen oder die Möglichkeit, freiwillig höhere Beiträge einzuzahlen.
    Solche Modelle helfen, Lücken zu vermeiden, die sonst gerade bei Personen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien oder Auslandaufenthalten entstehen können. Unternehmen, die hier flexibel denken, stärken ihre Arbeitgebermarke – und leisten einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit.

    3. Wo liegen die grössten Stolpersteine im Alltag?

    Viele Mitarbeitende wissen nicht genau, was die 2. Säule für sie bedeutet – oder gehen davon aus, dass sie „automatisch gut versichert“ sind. Das führt zu Überraschungen, etwa bei Jobwechseln, Scheidungen oder Auslandseinsätzen.
    Die Komplexität des Systems schreckt viele ab. Dabei ist es eine zentrale Aufgabe von HR, diese Komplexität herunterzubrechen: mit klarer, zugänglicher Kommunikation und einfachen Beispielen. Wenn Mitarbeitende verstehen, welche Leistungen sie haben, steigt das Vertrauen – und die Identifikation mit dem Arbeitgeber.

    4. Wie kann HR das Thema Vorsorge strategisch in die Personalpolitik integrieren?

    Die Personalabteilung ist die Brücke zwischen Vorsorgeinstitution und Mitarbeitenden. Sie kann das Thema aus der „Verwaltungsecke“ holen und aktiv in die Unternehmenskultur einbetten.
    Das gelingt, wenn HR Fachwissen aufbaut, Vorsorgeausweise erklären kann und regelmässig Informationsveranstaltungen anbietet. Besonders wichtig ist die Sensibilisierung neuer Mitarbeitender oder jener, die Teilzeit arbeiten. Wer versteht, welche Optionen er oder sie hat, kann gezielt Vorsorgelücken schliessen – und das schafft Sicherheit.

    5. Gibt es Praxisbeispiele, bei denen eine bewusste Gestaltung der BVG-Lösung Wirkung zeigte?

    Ja, viele Unternehmen, die flexible Modelle für Teilzeitkräfte oder Wiedereinsteigerinnen eingeführt haben, berichten von positiver Resonanz. Mitarbeitende schätzen es, wenn sie spüren: Hier denkt man an ihre Lebensrealität.
    Ein Beispiel ist die Möglichkeit, freiwillige Einkäufe zu tätigen oder die Eintrittsschwelle zu senken. So können auch Personen, die nur vorübergehend im Ausland gearbeitet oder Familienpausen eingelegt haben, ihre Vorsorge gezielt ausgleichen. Das stärkt das Vertrauen in den Arbeitgeber – und langfristig auch die finanzielle Unabhängigkeit.

    6. Wie gelingt es, komplexe Themen wie Wohneigentumsförderung oder Scheidungsregelungen verständlich zu vermitteln?

    Mit Transparenz, Geduld und der richtigen Sprache. Es ist wichtig, Fachbegriffe zu erklären und konkrete Situationen durchzuspielen. Viele Menschen wissen zum Beispiel nicht, dass sie für den Kauf von Wohneigentum Gelder aus der Pensionskasse verwenden können – oder welche Folgen ein Vorbezug später hat.
    HR kann hier als Übersetzerin wirken: nicht juristisch, sondern lebensnah. Das bedeutet, die Mitarbeitenden dort abzuholen, wo sie stehen, und sie zu ermutigen, Fragen zu stellen. Jede beantwortete Frage ist ein Stück mehr Sicherheit.

    7. Welche Entwicklungen erwarten Sie für die Zukunft der beruflichen Vorsorge?

    Die berufliche Vorsorge muss sich den Veränderungen der Arbeitswelt anpassen. Wir sehen mehr flexible Arbeitsmodelle, mehr Teilzeit, mehr Jobwechsel – und eine Generation, die Transparenz und Selbstbestimmung erwartet.
    Die Zukunft liegt in digital unterstützten, individuell gestaltbaren Lösungen – und in einer neuen Kommunikationskultur. Unternehmen, die Vorsorge als Teil ihrer Fürsorgekultur verstehen, werden profitieren. Denn Sicherheit ist – gerade in unsicheren Zeiten – ein entscheidender Faktor für Motivation und Loyalität.